Suche auf unseren Seiten:

Startseite Unsere Gemeinde Reformierte

 

Werner Scholl (1934 - 2012)

.... unser  leidenschaftlicher und begeisternder Pianist

 

Werner Scholl ist am 26.Juni 2012 mit 78 Jahren überraschend gestorben.

Er bleibt ein großartiges Geschenk Gottes. Unsere Gemeinde ist nach seinem Tod eine etwas andere Gemeinde .

Werner Scholl war bis in die letzten Tage seines Lebens ein unvergleichlich leidenschaftlicher Pianist und musikalischer Tausendsassa. Er verstand es auch, wie kaum ein zweiter, Musikgeschichte in fesselnden Kurzgeschichten zu vermitteln. Niemand war in Potsdams Musikgeschichte so bewandert wie er, der selbst schon Teil dieser Geschichte geworden war. Werner Scholl war ein charaktervoller Künstler und dabei völlig unprätentiös. Er ließ nicht einfach über musikalische Fertigkeiten staunen, er erreichte immer wieder Herzen und machte uns mal um mal glücklich ---

Über viele Jahre war er selbstlos einer unserer ehrenamtlichen Kirchenmusiker an der Orgel und, am liebsten, am Flügel. Völlig souverän und dienstbar half er unserem Gemeindegesang auf und stellte sich in dessen Dienst. Aber mehr noch rührte uns stets  neu sein Vor- und Nachspiel zu den Gottesdiensten an. Das darf so pauschal über die Generationen hinweg gesagt werden. Die Treffsicherheit seiner Nachspiele wurde geradezu legendär. Es waren nicht nur seine anspruchsvollen Stücke, die er wie selbstverständlich anschlug, sondern es war die famos angemessene Art in der er es tat. Werner Scholl faßte oft genug die Predigt und die Grundstimmung eines Gottesdienstes in Noten und vertiefte so den finalen Eindruck emotional. Danach war es oft totenstill, über ungewöhnlich lange Zeit. Selbst Kleinkinder waren berührt ---

Kinder konnte Werner Scholl tolerieren wie wenige andere, egal, ob sie sich während seines Spiels an den Flügel lehnten und fasziniert seinen Fingertänzen zu folgen versuchten oder ob sie sich unter dem Flügel rauften.

Stets ging es diesem bemerkenswerten Künstler um eins, er wollte jedem die großartige Lebensdimension
M U S I K  eröffnen, gerne auch zur Ehre Gottes. War das Klavier im Gemeinderaum verstimmt oder ließ ein Keyboard zu wünschen übrig, stets blieb Werner Scholl ein freundlich zugewandter Grandseigneur. Und er war sich für keine Begleitung zu schade, mochten die erste Schritte in der Musik auch noch so stolpernd sein oder Kollegen noch so selbstgefällig. Und sei es drum, so radelte er bis zuletzt durch die Stadt, um Plakate für seine Veranstaltungen zu verteilen, nie ohne freundlich witzige Worte und Anekdoten.

Werner Scholl war Potsdamer und Preuße von altem Schrot und Korn. Er wurde nie zum Musikunterricht chauffiert, geschweige, daß ihn ein Musiklehrer hätte aufsuchen können. Er traf in jungen Jahren auf ein Klavier, griff in die Tasten und sah seinen Lebensweg bestimmt, dem er danach unbeirrbar und energisch folgte. Bis zum Mauerbau studierte er in Westberlin bei Rudolph Schmidt an der Musikhochschule (heute Universität der Künste). Dann setzte er in Leipzig seine Klavierstudien bei Amadeus Webersinke fort und examinierte dort als Kapellmeister.

Musik von Bach, Mozart, Schubert und Schumann bildeten fortan Schwerpunkte seiner zahllosen Konzerte im In- und Ausland. Er leitete gleichermaßen intensiv, u.a., das Collegium Musicum wie eine Big-Band aus Laienmusikern und das Mendelssohn-Trio. Immer wieder zahlte er sich nach Kammerkonzerten nicht aus, damit es für Kollegen reichte. Seine Spezialität in unserer Kirche waren Konzerte für jedermann, für die anschließend am Ausgang um eine Spende gebeten wurde. Werner Scholl konnte sich das leisten, er erreichte Herzen und das öffnete dann auch Portemonnaies. Auf diese Weise spielte er dann, z.B., auch den Bechstein-Flügel unserer Kirche mit ein.

Doch Werner Scholl war in beachtlichem Maß auch politisch. So brachte er sich auch wirkungsvoll in die Geschehnisse der Wende '89 ein, beteiligte sich an der Neugründung der SPD in Potsdam und war von 1990 bis 1998 Stadtverordneter. Er prägte die Kulturpolitik seiner Partei und trat engagiert für die Wiedergewinnung der historischen Stadtmitte ein.

Werner Scholl wird einmalig und unersetzbar bleiben. Er hat viel Freude verbreitet, nicht zuletzt zur Ehre Gottes. Sein Leben findet wohlklingende Resonanz.

 

 

 

    

 

       

 

     

 

   

 

Stand: 19. Februar 2020

 

Fragen/Kommentaren: